Unilever - Nahrungsmittelgigant als Turnaround?

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Unilever

Nahrungsmittelgigant als Turnaround?

Neulich beim Duschen kam mir mit Blick auf mein ultramarinblaues duschdas im Seifenkorb die Idee, das Engagement von Nelsons Peltz bei Unilever genauer unter die Lupe zu nehmen.

Ende Mai 2022 machte in nahezu allen internationalen Finanzmedien die Meldung die Runde, dass im Verwaltungsrat des Konsumgüter-Giganten Unilever ein bedeutungsvoller Neuzugang stattgefunden haben soll. Der aktivistische New Yorker Investor Nelson Peltz zog in die oberste Personalebene des britischen Unternehmens ein. Das passierte in der Vergangenheit bereits zwei Mal bei anderen Firmen. In beiden Fällen profitierten Investoren und Aktionäre, die die Zeichen der Zeit rechtzeitig erkannt haben und die Papiere kauften, immens. Warum Unilever zum jetzigen Zeitpunkt deshalb ein Kauf mit ordentlichem Rendite-Potenzial für die nächsten Jahre und einer gleichzeitig historisch attraktiven Dividendenrendite sein könnte und wie Sie jetzt auch maximal davon profitieren können, betrachten wir in der folgenden Analyse.

Die Kursentwicklung nach der Bekanntgabe der personellen Veränderungen

Die Nachricht über den Einstieg von Nelson Peltz beim britischen Blue-Chip löste eine Welle an Nachrichten und Ad-Hoc-Meldungen aus. Die Unilever-Aktie legte im Zuge der Veröffentlichung dieser Information am selben Tag in der Spitze um mehr als neun Prozent zu und stieg von 41,40 Euro am 30. Mai auf 45,20 Euro am Nachmittag des 31. Mai, bevor sie den Handelstag am 1. Juni bei rund 43,50 Euro beendete. Das Papier, das bis dahin mehr schlecht als recht performte, seinem Leitindex hinterherhinkte und eher seitwärts lief, schien im Zuge der Hoffnungen dieses personellen Wechsels endlich aus seinem Dornröschenschlaf erwacht zu sein. In den folgenden Wochen sackte der Kurs zwar kurzzeitig noch einmal auf die Unterstützungslinie bei 41,40 Euro ab, doch seitdem etablierte sich die Aktie in einem beachtlichen Aufwärtstrend. Sie kletterte bis über 48 Euro und damit den höchsten Stand seit gut einem Jahr, bevor sie im schwachen Gesamtmarkt Federn lassen musste und den Rückwärtsgang einlegte, der sich allerdings bemerkenswert in Grenzen hielt. Derzeit, Stand 2. September, notiert sie bei 45,13 Euro und scheint sich damit zumindest mittelfristig in einem lang ersehnten Aufwärtstrend etabliert zu haben.      

Wer ist Nelson Peltz und warum können Sie davon profitieren?

Um die Euphorie, die mit dem Einstieg von Peltz in den Verwaltungsrat verbunden ist und die sich sofort im Aktienkurs widerspiegelte, besser verstehen zu können, ist es notwendig, kurz auf die Personalie einzugehen. Dazu müssen wir unseren Blick auf zwei US-amerikanische Konkurrenten von Unilever richten, und zwar auf Procter & Gamble und Mondelez. P&G und Mondelez sahen sich nämlich vor nicht allzu langer Zeit mit denselben Problemen konfrontiert, die Unilever gerade Sorgen bereiten. Die Aktien der anderen beiden Konsumgüterunternehmen wollten trotz einiger weltbekannter Marken (heute u.a. Head & Shoulders und Milka) nicht so richtig in die Gänge kommen. Die Produktpalette war zu riesig geworden, die Unternehmen dadurch träge und operativ nicht mehr wirklich ertragreich, denn die Vielzahl des teils sehr komplexen Sortiments verschlang die Gewinnmarge. Das Ziel lautete deshalb: Produkte abtreten und Portfolio verschlanken.
Peltz wandte sich erst Mondelez zu und verabschiedete sich vier Jahre später, im Jahr 2018, in Richtung P&G. Es brauchte eine Weile, bis die Maßnahmen erste Auswirkungen zeigten. Mittlerweile können die Früchte des Engagements von Peltz begutachtet werden. Die ehemals trägen Aktien dankten ihren Aktionären für ihr Vertrauen mit für Konsumunternehmen beachtlichen Kursperformances

 

Unilever hat die günstigste Bewertung aller großen Konsumgüterunternehmen

P&G und Mondelez waren dank des Engagements von Peltz in den darauffolgenden Jahren für Aktionäre ein großer Erfolg. Derzeit sind die Aktien der beiden Unternehmen aufgrund der durch die Umstrukturierung durch Peltz erfolgten Umsatz- und Gewinnsteigerungen und damit verbundenen Sicherheit für Investoren sehr teuer bewertet. Anders als Unilever, das Parallelen zu der Transformation der beiden anderen Unternehmen aufweist und dem in den nächsten Jahren eine dynamische Entwicklung bevorstehen könnte.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von P&G beträgt für das laufende Jahr 24,55, für 2023 wird ein Wert von 23,4 erwartet. Mondelez weist ein KGV von 22,7 auf, Schätzungen für 2023 sehen hier einen immerhin akzeptablen Wert von 20,0. Auf Basis des Buchwerts zeigt sich die Überbewertung vor allem bei P&G (P&G: 7,9; Mondelez: 3,07), während gleichzeitig die Dividendenrenditen auf Basis der Geschäftszahlen von 2021 unter dem historischen Durchschnitt liegen (P&G: 2,4 Prozent; Mondelez: 2,01 Prozent). Weitere Konkurrenten wie Nestlé (KGV: 26,2; KGV23: 24,1) oder Colgate (KGV: 26,7; KGV23: 23,7) sind sogar noch ein Stück teurer bewertet, sowohl für das aktuelle als auch für das nächste Jahr.  
Unilever hingegen weist wesentlich günstigere Kennzahlen als seine Mitbewerber auf, was ein Investment zum aktuellen Zeitpunkt als sehr attraktiv erscheinen lässt. Wegen des Kursrückgangs der letzten Jahre aufgrund der schlechten Entwicklung des operativen Geschäfts notiert die Aktie so günstig wie seit Langem nicht mehr. Das KGV liegt auf Basis der Zahlen für das letzte Geschäftsjahr derzeit zwar bei 22,1, doch wird mit einer Gewinnsteigerung und somit einem KGV für das Jahr 2023 von nur noch 18,6 gerechnet. Das KBV ist mit 7,01 zwar nicht wirklich billig, doch unter dem Wert von P&G, Nestlé und Colgate. Im Gegensatz zu Mondelez, die zwar ein niedrigeres KBV aufweisen, lockt Unilever jedoch mit einer Dividende von 1,70 Euro, was beim aktuellen Kurs knapp 3,7 Prozent entspricht. Das rangiert über dem historischen Schnitt der letzten zehn Jahre, der bei 3,5 Prozent liegt sowie über der Dividendenrendite von Nestlé (2,2 Prozent) und Colgate (2,1 Prozent).

Steuerfreie Dividende und internationales Geschäftsmodell

Ein weiterer Pluspunkt, der für Unilever spricht, liegt in der geographischen Ansässigkeit des Unternehmens. Da die Firma in Großbritannien gelistet ist, entfällt für deutsche Anleger aufgrund des Steuerabkommens der beiden Länder die Quellensteuer, sodass die Einbuchung der Unilever Dividende im Rahmen des steuerlichen Freibetrags automatisch abzugsfrei erfolgt. Darüber hinaus erwirtschaftet Unilever, trotz seines europäischen Sitzes, im Jahr 2021 nur 17 Prozent des Gesamtumsatzes in Europa und 18,8 Prozent in den USA. 13,3 Prozent entfallen auf den Rest von Amerika, während 10,3 Prozent des Umsatzes in Indien erzielt werden und ganze 35,6 Prozent in den sogenannten Schwellenländern. Das verspricht dank der dort kontinuierlich wachsenden Mittelschicht mit zunehmender Kaufkraft weiteres Gewinnpotenzial, das die Konkurrenten in dieser Form nicht aufweisen, da sie nur einen kleineren Teil ihres Umsatzes in aufstrebenden Ländern erzielen. 

Peergroup Vergleich

 

KGV23

KBV

Dividendenrendite

Payout Dividende

Unilever

18,6

7,01

3,7 Prozent

65,6 Prozent

P&G

23,4

7,9

2,4 Prozent

64,8 Prozent

Mondelez

20

3,07

2,01 Prozent

56,9 Prozent

Colgate

23,7

220

2,1 Prozent

61,3 Prozent

Nestlé

24,1

6,68

2,2 Prozent

86,7 Prozent

Durchschnitt

21,96

6,16 (ex Colgate)

2,48 Prozent

67,06 Prozent

Wichtige Kennzahlen von Unilever und Mitbewerbern sowie der jeweilige Durchschnitt

 

Bei einem erneuten Kursrücksetzer ist Unilever auf Sicht der nächsten Jahre ein Kauf

Insgesamt bietet Unilever im Gesamtpaket auf Basis von Bewertung und Dividende das interessanteste Investment der großen Basiskonsumwerte. Hinzu kommt die bereits angesprochene steuerfreie Dividende sowie die starke Marktstellung in den Schwellenländern zuzüglich Indien. Nimmt man an, dass Unilever durch das aktivistische Engagement von Peltz eine ähnliche Entwicklung wie zuvor P&G und Mondelez nimmt, sein Portfolio verschlankt und seine Umsätze und Gewinne steigern kann, ist eine Bewertung auf dem Niveau seiner Peergroup möglich. Nehmen wir hierfür einmal ein KGV von 23 an, müsste der Kurs von Unilever bei dieser Bewertung bei rund 57 Euro liegen. Das entspräche einem Aufwärtspotenzial von 23 Prozent. Zuzüglich der aktuellen Dividende von 3,7 Prozent, die jährlich gezahlt wird, haben wir ein Gesamtrenditepotenzial von 26,7 Prozent. Wann die ersten Erfolge in der Umstrukturierung des Konsumgüter-Riesen aus dem Vereinigten Königreich zu sehen sind, kann zum aktuellen Zeitpunkt niemand vorhersagen. Doch die Zeichen auf eine ähnliche Entwicklung wie bei P&G und Mondelez stehen gut. Die Blaupause wurde von Nelson Peltz bereits erfolgreich gelegt und muss nun „nur noch“ angewandt werden. Gelingt dies, können Sie sich, wenn Sie die aktuellen Kurse zum Einstieg nutzen, in einigen Jahren über beachtliche Kursgewinne sowie überdurchschnittlich hohe und steuerfreie Dividendenzahlungen freuen.

 

Zahlen von marketscreener.de

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