3M - ein multifunktionales Unternehmen par excellence

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3M

Ein multifunktionales Unternehmen par excellence

3M ist wohl eine der beliebtesten Aktien bei Dividendeninvestoren. Das Unternehmen, das als Minnesota Mining & Manufacturing Company im Jahre 1902 gegründet wurde, schüttet seit 64 Jahren steigende Dividenden aus. Seit geraumer Zeit stagniert der Aktienkurs bereits, wodurch die Dividendenrendite auf beachtliche 4% angestiegen ist. Die durchschnittliche Steigerungsrate auf die letzten fünf Jahre beträgt solide 5,6%. Einen kleinen Wermutstropfen stellte allerdings das letzte Geschäftsjahr dar, als die Anhebung der Ausschüttung bloß um mickrige 0,7% erfolgte. Zurückzuführen ist das auf eine vorsichtigere Geldpolitik des Unternehmens, da im Zuge einiger mittelgroßer Skandale, mit denen der Konzern in den letzten Monaten Schlagzeilen machte, Rücklagen gebildet und Zahlungen geleistet werden mussten. 

Doch wo habe ich im Alltag die Spur von 3M entdecken können? Vermutlich liegt der Verdacht nahe, dass ich auf die hauseigenen Post-Its, das Duct-Tape oder die Atemmasken gestoßen bin. Doch das ist nicht der Fall. Als ich neulich bei einem Freund zu Besuch war, sind wir in den Keller gegangen, um Stifte und Papier für eine Runde Stadt, Land, Fluss zu holen. An der Schranktüre fiel mir ein Anzug auf, der mich wegen seines Retro-Looks an den Film "Zurück in die Zukunft" erinnerte. Der Vater meines Kollegen ist regelmäßiger Motorradfahrer, ich wusste also gleich, dass das wohl seine Motorradkleidung sein muss. Die Grundfarben des Anzugs waren rot, lila in Kombination mit silbernen Reflektoren - eine durchaus wilde Mischung. Am linken Ärmel hing eine Art dreieckiges Badge, nicht viel größer als 5 cm. Am Rand dieses Badges war ein Textiletikett eingenäht, auf dem in schwarz Scotchlite und in der bekannten roten Schrift 3M stand. Mein Interesse war geweckt. Ich ging also nach oben, holte mein Handy und machte ein paar Fotos. Leider war es im Keller so dunkel, dass sich nur die Nahaufnahmen für hier eignen. 

3M Scotchlite auf dem Ärmel eines Motorradanzugs

Annual Report 2021

Als Teil berufsübergreifender Funktionskleidung ist Scotchlite ein Paradebeispiel für das multifunktionale Geschäftsmodell von MMM. Die patentierten Reflexmaterialien sind nur eines von mehr als 50.000 Produkten aus dem Hause 3M. Mit mehr als 25.000 Patenten ist das US-amerikanische Industriekonglomerat eines der größten der Welt. Im jüngsten Unternehmensbericht wird darauf hingewiesen, dass 3M auf der Grundlage von 51 verschiedenen Technologieplattformen tätig ist. Der Umsatz im Jahr 2021 betrug 35 Milliarden Dollar. Weltweit beschäftigt der Konzern 95.000 Mitarbeiter. Diese sind international wie folgt verteilt: 56.000 in Amerika, 18.000 im Asien-Pazifik-Raum und 21.000 in Europa, Mittlerer Osten und Afrika.  Innovationen und Ideen stehen im Mittelpunkt der Konzernidentität. Die Tätigkeitsfelder werden im Annual Report in vier Bereiche eingeteilt: Da wären (1) Sicherheit & Industrie, (2) Transport & Elektronik, (3) Gesundheitswesen und (4) Konsumgüter. Alle vier Sparten konnten im Jahresvergleich im oberen einstelligen Prozentbereich wachsen. Die Aufteilung sieht sehr gesund aus, so macht (1) 36% des Gesamtumsatzes aus, (2) ist für 28% verantwortlich, (3) für 26% und (4) 17%. Das ist in meinen Augen sehr ausgewogen, so dass man nicht zu sehr von einer einzelnen Sparte abhängig ist und ein Rückgang durch die anderen Felder aufgefangen werden kann. Gleichzeitig sind alle vier Bereiche ausgeprägt genug, so dass eine dortige Steigerung auch beim Gesamtumsatz ins Gewicht fällt und nicht etwa verpufft. 

Gut gefällt mir, dass sich die Verschuldungssituation positiv entwickelt und 2021 weniger Schulden vorhanden waren, als noch im Jahr zuvor. Von rund 18,8 Milliarden Dollar Verschuldung in 2020 waren im Jahr 2021 durch Rückzahlungen nur noch 17,3 Milliarden Dollar übrig. Gleichzeitig ging das Cash von 5 Milliarden auf 4,8 Milliarden Dollar zurück. Die Verschuldung zum Cashbestand beträgt deshalb das 3,6-fache, was nicht gerade wenig ist. Insbesondere vor dem Hintergrund der bereits angesprochenen Skandale in jüngster Zeit. Der wohl größte Skandal mündete Anfang des Jahres in mehreren Klagen von US-Soldaten, die aufgrund von Mängeln an Ohrstöpseln während ihres Einsatzes Hörschäden erlitten haben sollen. Der Konzern musste als Entschädigung eine dreistellige Millionensumme an zwei klagende Soldaten zahlen. Mittlerweile sollen mehr als 280.000 Kläger aktiv gegen 3M vorgegangen sein. Die Vorwürfe wiegen schwer: So sollen Testberichte gefälscht oder irreführende Informationen angegeben worden sein. Nach Aussage der Nachrichtenagentur Reuters soll die Massenklage die mittlerweile größte auf bundesstaatlicher Ebene in der Geschichte sein. Im schlimmsten Fall sieht sich 3M zu weiteren Zahlungen in Millionenhöhe konfrontiert, die sich über die nächsten Jahre ziehen könnten.

Bewertungskennzahlen KGV, PEG Ratio, KUV

Die fundamentalen Kennzahlen muss man entsprechend vor dem Hintergrund einer möglichen Klagewelle, weiteren Rückstellungen und infolgedessen Einschnitten beim Free Cashflow betrachten. Aktuell befinden wir uns wegen der negativen Kursentwicklung der letzten sechs Monate, in denen der Kurs von 180 USD auf mittlerweile unter 135 USD abrutschte, im historischen Vergleich in einem attraktiven Bereich. Auf Zehnjahressicht liegt der Durchschnitt des KGV bei 20,94. Nehmen wir den Gewinn von 2021 pro Aktie von 10,1 USD, weist die Aktie beim derzeitigen Kurs von 135 USD ein KGV von 13,3 auf. Laut Analysten sollen die Earnings per Share im übernächsten Geschäftsjahr 2023 sogar auf 11,2 USD ansteigen, wodurch wir bei 3M ein KGVe23 von 12 hätten. Historisch günstig. 

Gleichzeitig ist die Dividendenrendite, die seit dem Jahr 1999 immer in einer Range von 2% bis 3,5% pendelte, durch den aktuellen Kursrückgang mittlerweile auf knapp über 4% angestiegen. Zwar gehen die Analysten davon aus, dass die Dividende erneut nur minimal angehoben werden soll. Treffen die Prognosen ein, läge sie für das Geschäftsjahr 2022 bei 5,95 je Aktie. Bei dem Kurs von 135 USD macht das eine stattliche Rendite von 4,4%. Diese ist meiner Meinung nach nicht zu verachten, vor allem wenn man bedenkt, dass sie seit mehr als 20 Jahren nicht mehr so hoch lag. 

Da der erwartete Gewinn auf Jahressicht gleich bleiben oder sogar leicht zurückgehen soll, lässt sich damit keine PEG Ratio errechnen. Ziehen wir die Prognosen für die Jahre 2022 und 2023 heran, könnten Anleger mit einem Wachstum des EPS von 12% rechnen. Auf Grundlage des KGV von 13,3 läge die PEG Ratio bei günstigen 1,1. Allerdings bezweifle ich, dass 3M von 2022 auf 2023 ein Gewinnwachstum von 12% gelingt. Deshalb möchte ich eine konservative Alternative von 5% Wachstum darlegen. Beim 13,3er KGV würde die PEG Ratio in eine deutlich teurere Region rutschen und schlussendlich 2,66 betragen. Für eine recht träge Aktie wie 3M ist mir das zu teuer. 

Mein Tipp wäre, sich den kommenden Jahresbericht anzuschauen und zu checken, in welcher Größenordnung das Gewinnwachstum lag. Da die Analysten von einem leichten Rückgang für das Geschäftsjahr 2022 ausgehen, kann der Konzern eigentlich nur positiv überraschen. Für mutige Anleger könnte bereits die Dividendenrendite im historisch hohen Bereich von über 4% ausreichen, um eine erste Position aufzubauen. 

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