Conagra - Über 100 Jahre Tradition im Konsumgüterbereich

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Conagra Brands

Über 100 Jahre Tradition im Konsumgüterbereich

Als ich im April 2022 in Hamburg war, stieß ich in einem Einkaufscenter auf einen überdimensionalen Lindt-Hasen. In demselben Shoppingcenter befand sich ein Laden, der auf ausgewählte und seltene Süßigkeiten und Knabbergebäck, hauptsächlich aus Amerika, spezialisiert war. Der Laden mit dem Namen "House of Sweets" führt zwar überwiegend Produkte aus den USA, aber auch Australien, Japan, Mexiko oder Spanien sind mit Produkten, die es sonst nur in diesen Ländern zu kaufen gibt, vertreten. Der Shop sticht mit seinem comicartigen Design und knallbunten Darstellungen der US-amerikanischen Sugar & Sweets Thematik wie Lollipops, Zuckerwatte & Co. definitiv aus der Menge der anderen Läden, die sonst die großen Einkaufszentren bevölkern, hervor. Selbstverständlich musste ich als alte Naschkatze und Aktionär einen Schritt hineinsetzen, in der Hoffnung, entweder auf eine seltene Energy Drink-Sorte zu treffen oder auf mir bekannte Marken und Hersteller aus meinem Aktiendepot. 

Tatsächlich wurde ich nicht enttäuscht. So stachen mir direkt einige in Deutschland mehr oder weniger bekannte Markennamen aus dem Sortiment ins Auge, auf die ich in späteren Artikeln vielleicht noch eingehen werde. Was mir beim Begutachten der Verpackungen auch direkt auffiel, war das Niveau der Preise. Ich vermute, dass die Importkosten stark ins Gewicht fallen und fast 1:1 auf die Verkaufspreise aufgeschlagen werden. Ebenso spielen das Angebot mit ausschließlich Nischenprodukten und auch wegen der geringen Größe des Ladens, der mit seinen vielleicht gerade einmal 30m² ein entsprechend kleines Sortiment hat, eine Rolle bei der Preisgestaltung. Wenn ich schätzen müsste, würde ich sagen, dass es von jedem Artikel vielleicht nur 10 bis 30 Stück in den Regalen gab. Wirklich viel los war dort nicht, was mich deshalb auch nicht wirklich überraschte. Dennoch denke ich, dass richtige "Fans" von bestimmten Marken durchaus bereit sind, einen Aufpreis zu zahlen, wenn sie auf diese Weise an ihre Lieblingsschokolade oder seltene Chips-Sorten kommen. Chips sind übrigens das Stichwort, mit dem ich direkt auf die Conagra Brands weiterleiten möchte.

Hot Fries der Marke "Andy Capp's" im Regal von "House of Sweets"

Ich muss gestehen, dass mir die Potato Chips in der blauen Verpackung bei meinem Rundgang vor Ort nicht aufgefallen sind. Dank der Fotos, die ich von vielversprechend aussehenden Regalausschnitten gemacht habe, konnte ich im Nachhinein die Bilder noch einmal durchgehen und durch Heranzoomen das ein oder andere seltene Tierchen zumindest auf digitalem Wege entdecken. Kurz nochmal zum Preis. Eine Tüte mit 85 Gramm dieser Chips von Andy Capp's kosten schlappe 2,40 Euro. Das macht auf 100 Gramm 2,82 Euro. Zum Vergleich: Die Lay's Bugles kosten mit 1,49 Euro für 95 Gramm (1,57 Euro für 100 Gramm) erheblich weniger.  

Nachdem ich also alle Marken, die auf diesem Bild zu sehen sind, durch die Google-Suchmaschine jagte (Herr Foods Inc. ist nicht börsennotiert (2,94 Euro auf 100 Gramm), genauso wenig wie TGI Fridays (3,80 Euro auf 100Gramm)), wurde ich bei Andy Capp's schließlich fündig. Das Knabbergebäck selbst ist eine Mischung aus Mais und Kartoffeln, die in die Form von Pommes Frites gebracht werden. Die Geschmackssorten reichen dabei vom Klassiker Hot Fries, über Cheddar und BBQ bis hin zu Ranch Fries und Onion Rings. Gegründet wurde die Marke 1971 von Goodmark Foods Inc. Im Jahr 1998 kaufte Conagra Brands das Produkt auf und besitzt es noch heute. Wenden wir uns also der börsennotierten Muttergesellschaft Conagra zu (WKN 861259).

Von 1919 bis 1971 unter dem Namen Nebraska Consolidated Mills tätig, fungierte es von 1971 bis 2016 als ConAgra Foods und benannte sich schließlich in den heutigen Firmennamen Conagra Brands um. Damit hat die Firma mittlerweile beachtenswerte 103 Jahre auf dem Buckel. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf rund 16 Milliarden US-Dollar. Wir haben es hier also durchaus mit einem waschechten Mid Cap zu tun, auch wenn ich selbst bis dato noch nie etwas von der Firma gehört habe. Das muss allerdings nichts heißen, wie man sieht. 



Annual Report 2021

Was beim Blick in die Investor Relations Homepage direkt auffällt: die Farbe Grün. Es scheint, als wolle Conagra Brands als grünes und umweltfreundliches Unternehmen wahrgenommen werden. Der Eindruck bestätigt sich beim Lesen des Jahresreports von 2021. Direkt auf der ersten Seite bezieht das Unternehmen aus Chicago sowohl Stellung zu seinen erreichten Zielen aus finanzieller Sicht als auch aus umwelttechnischer Sicht.
So konnte die Firma ihren CO2-Fußabdruck im letzten Jahr um 90.100 m³ reduzieren, ebenso wie beim Müll (12.300 Tonnen), beim verbrauchten Material (17,6 Millionen Pfund). Ebenso konnten 64 Millionen Gallonen (rund 242 Millionen Liter) gespart werden. 

Ein paar Seiten weiter wird darauf hingewiesen, dass Veränderungen im globalen ökonomischen Klima der Firma schaden könnten. Genannt werden hier explizit Inflation, Zinsraten, Kapitalmärkte, Konsumgewohnheiten, Energieverfügbarkeit und Energiekosten sowie Pandemien und Gesundheitskrisen als auch Bestrebungen der Regierung, die ökonomischen Zustände zu beeinflussen. Das klingt für mich erst einmal so, als wenn sich quasi alles negativ auf das Geschäft auswirken könne und schon einmal prophylaktisch eine Entschuldigung gesucht wird, falls die nächsten Jahre schlechter laufen sollten. Das kann ich auch Sicht eines (defensiven) Konsumgüterunternehmens nicht ganz nachvollziehen. Die anfängliche Euphorie, die ich hatte, als ich auf der ersten Seite lesen konnte, dass die Dividende auf Jahressicht 29% gesteigert werden konnte, ist fürs Erste wieder dahin.

Werfen wir einen genaueren Blick auf die Geschäftsfelder. Diese beinhalten vier Sparten, die da wären: Süßigkeiten und Snacks (1), Gekühltes und Gefrorenes (2), Internationales (3) und Essensservice (4). (1) konnte im Vergleich zum Fiskaljahr 2020 nicht wachsen und stagnierte bei 0%. (2) konnte um 5% zulegen, (3) um 1% und (4) musste einen Rückgang von 12% hinnehmen. Unter dem Strich bleibt ein Wachstum von 1% in allen Bereichen zusammengenommen. Nichtsdestotrotz konnte der Gewinn pro Aktie von 1,72 Dollar in 2020 auf 2,66 Dollar in 2021 ansteigen. 
Die Nettomarge konnte von 7,6% auf 11,6% deutlich gesteigert werden. Darin liegt wohl auch die Erklärung für den Gewinnsprung pro Aktie, obwohl der Umsatz im Gesamten stagnierte. 
Der Cashflow sank von 1,84 Milliarden Dollar in 2020 auf 1,47 Milliarden Dollar in 2021. Der Rückgang ist laut Bericht auf eine Steuerzahlung von 47 Millionen Dollar für das Q4 in 2020 zurückzuführen, die erst in 2021 getätigt worden ist. Diese herausgerechnet läge der Cashflow bei 1,94 Milliarden Dollar. Allerdings werden laut eigener Aussage Zahlungen in derselben Größenordnung in 2022 und 2023 auch der Fall sein. 
Die Verschuldung konnte etwas zurückgefahren werden. Sie beträgt für 2021 das 3,6-fache des Netto. Allerdings ist der überwiegende Teil der Schulden (2,51 Milliarden Dollar) langfristig. Die kurzfristigen Schulden (700 Millionen Dollar) machen nur einen kleineren Bruchteil aus. 

Bewertungskennzahlen KGV, PEG Ratio, KUV

Die Aktie notiert derzeit bei 32,57 Dollar. Bei einem Gewinn von 2,66 Dollar ergibt sich daraus ein KGV von 12,2. Das historische KGV der letzten acht Jahre liegt im Durchschnitt bei 23,1. Ein KGV unter 14 gab es in dieser Zeit nie. Auf Basis dieser Zahlen von marketscreener erscheint die Aktie günstig bewertet. Durch einen erwarteten Gewinnrückgang in 2022 und 2023 soll das KGV jedoch wieder leicht ansteigen auf 15 und 12,8, bevor es 2024 dank einer Steigerung des EPS auf 11,8 fallen soll. Wie prognostizierbar die EPS für drei Jahre im Voraus allerdings sind nach zwei Jahren mit erwartetem Gewinnrückgang, sei einmal dahingestellt. Da der Gewinn pro Aktie von 2,66 auf 2,16 in 2022 fallen soll, lässt sich keine positive PEG Ratio errechnen. Selbst wenn wir die prognostizierten 2,76 Dollar für 2024 heranziehen, beträgt das Wachstum bis dahin lediglich 3,7%. Teilen wir das KGV von 12,2 durch das Gewinnwachstum, erhalten wir die PEG Ratio von 3,3. 
Das KBV liegt für 2021 bei 2,15 und damit leicht über 2020 (2,14) und über 2019 (1,6). Aus dieser Sicht scheint die Aktie zumindest historisch gesehen etwas überbewertet zu sein, wobei ein KBV von 2,x meiner Meinung nach dennoch nicht sehr teuer ist.
Der Umsatz soll von 11.185 Millionen Dollar auf 11.544 Millionen Dollar in 2022 steigen, was einer Steigerungsrate von 3,2% entspricht. Das KUV liegt bei günstigen 1,4 für das Jahr 2021.

Die aktuelle Dividendenrendite beträgt 3,8%. Die Dividende konnte in den letzten Jahren allerdings bis auf das letzte Jahr nicht sonderlich stark gesteigert werden. Die Durchschnittssteigerung auf 10 Jahre liegt laut Traderfox bei 1,55%, auf 5 Jahre sogar nur bei 0,74% und damit deutlich unter der Inflationsrate.  

Die PEG Ratio von 3,3 auf Basis der Schätzzahlen für 2024 (!) ist mir für ein langsam wachsendes Konsumgüterunternehmen zu teuer, auch wenn ich das Geschäftsmodell insgesamt interessant finde. Falls für das Jahr 2022 entgegen den Erwartungen doch kein Gewinnrückgang eintreten sollte und die EPS konstant oder sogar leicht gesteigert werden könnten, ergibt sich ein anderes Bild und man könnte die Zahlen erneut unter die Lupe nehmen. 


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